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austellungspavillon | esch |luxemburg 2003

ideenwettbewerb

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 [Konzept]

Wie baut man ein Gebäude ohne konkretes Grundstück? Wie baut man ein Gebäude, bei dem Stadtplanung im klassischen Sinne nicht anwendbar ist? Wie baut man ein Gebäude an einem Ort des Wandels in dem die Umgebung einer konstanten Metamorphose unterliegt? Wie baut man ein Gebäude, das seinen Standort wechseln soll? Mein Entwurf reagiert auf diese Fragen mit einem möglichst neutralen Ausstellungsraum, der ungerichtet ist. Die quadratische Grundform ermöglicht ein Zentralbau, der keine Seite einer anderen überordnet. Konsequenterweise soll man das Gebäude von der Mitte aus betreten und die Fassaden frei von Zugängen lassen.

Wie schafft man Aufmerksamkeit? Wie zeigt man den Menschen dass ein Ort sich verändert? Kirchtürme, oder Hochhäuser, alle streben sie nach Höhe um ihre Wichtigkeit zu unterstreichen. Auch dieser Ort wird von der majestätischen Kulisse der Hochöfen gekrönt, die mit ihrer Silhouette das Erscheinungsbild der Region prägen. Der Informationspavillon als Symbol für den Wandel sollte daher also auch eine gewisse Höhe erreichen, um seiner Funkion als „Landmark“ gerecht zu werden. Da das Raumprogramm aber kein „grosses“ Gebäude ermöglicht, wird es über einem Luftgeschoss aufgeständert. Es erhebt sich vom Boden um Ausblicke zu ermöglichen und Präsenz im Raum zu zeigen. „Skip“ wird allerdings, im Gegensatz zu der vertikalen Ausrichtung der Hochöfen, von der Horizontalen geprägt, um sich durch die kontrastierende Formensprache abzusetzen und somit mit dem Bestand nicht in Konkurrenz zu treten, sondern diesem als Zeuge des Aufstieges der Südregion die Vorreiterrolle in der Skyline zu belassen. Die Kontrastwirkung stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Aufmerksamkeit auf den Pavillon zu lenken. Ausserdem bietet es sich funktional an, das Raumprogramm möglichst zusammenhängend in einem Geschoss kompakt zu bündeln.

Wie inszeniert man einen Ort, der sich wandelt? Wie reagiert man auf ein Areal von grosser geschichtlicher Bedeutung, an dem man den gesellschaftlichen Wandel der letzten 100 Jahre lesen kann und das zugleich den Ausgangspunkt fĂĽr die zukĂĽnftigen Anforderungen der Gesellschaft an Stadtstruktur darstellt? Wie schafft man Neues ohne den Respekt vor dem Alten zu verlieren?

[Struktur]

Der Pavillon erhebt sich über einer Fläche aus „roter Erde“, dem Grundstein für die Entwicklung der Gemeinden Esch und Sanem vom primären Sektor zur Industriestadt. Über diesem symbolischen Fundament scheint ein gläserner Baukörper zu schweben, der den Wandel von der Schwerindustrie zu dem heranwachsenden Innovationsstandort Belval dokumentieren soll.

Getragen wird dieser von drei massiven Baukörpern, die die Historie des Gebietes auf eine abstrakte Art und Weise interpretieren. Die Fassaden dieser „Säulen“ bilden eine grossflächige Vitrine, gefüllt mit „Samples“ von der bewegten Geschichte der Stahlindustrie. Auf diese Weise wird der persönliche, von vielen Bewohnern der Minette - Region mit vielen Erinnerungen behafteten, emotionalen Bezug zu dem Ort geschaffen. Die Fassade besteht also z.B. aus Eisenerz oder Schlacken, Abrissmaterialien oder der wiedergekehrten Natur aber auch aus Fotos und persönlichen Gegenständen von den Menschen, den Arbeitern die diesen Ort mit harter Arbeit zu Wohlstand geführt haben. Diese Elemente sind es, die diesem Ort ein Gesicht geben. Jede Beschäftigung mit Belval muss also mit der Vergangenheit beginnen, um die zukünftige Entwicklung zu verstehen.

 Der Besucher verlässt den geschichtsträchtigen Boden ĂĽber eine komfortable Freitreppe um sich symbolisch von dem „Alten“ zu lösen und den Weg zu neuen Ufern zu suchen. Er betritt den eigentlichen Austellungsraum von unten in einem Atrium [dieses beleuchtet die Eingangstreppe und fĂĽhrt auf diese Weise mit Hilfe des Lichtes den Weg zum Eingang] in der Mitte von dem Ausstellungsraum. Dieser besteht aus einem grossen quadratischen Raum von ca. 400m² Grundfläche der an allen vier Seiten von einer transparenten Haut aus Glas begrenzt wird, die zugleich das eigentliche Exponat darstellt : der Ausblick. Wie  soll man ein Ort in einer Ausstellung darstellen, auf dem man sich schon befindet? Die Aufständerung des Pavillons verwandelt den Ausstellungsraum in eine Aussichtsplattform von der die Besucher Einblicke in das Geschehen auf dem Areal bekommen. Egal ob es sich um die grossartige Kulisse aus Hochhöfen, Schornsteinen oder riesigen Hallenbauten handelt oder um das hektische Treiben der Arbeiter auf den Baustellen, der Besucher kriegt das GefĂĽhl gleichzeitig die Vergangheit des Ortes als auch seine heutige Metamorphose mitzuerleben. Doch wie stellt man die Zukunft dar, die grossen Pläne und Visionen, die in der Realität noch nicht existieren? Genauso wie Fotomontagen und Animationen es uns erlauben unsere Vorstellung zu schärfen, wird hier die Fassade des Austellungsraumes zur dreidimensionalen Leinwand. Dies wird erreicht ĂĽber die Projektion der virtuellen Realität in die transparente Aussenhaut des Pavillons. Vor dieser vollflächig verglasten Fassade wird punktuell eine zweite Haut bestehend aus „Holopro“ – Projektionsgläsern vorgelagert. Dieses System ermöglicht es beliebige Bilder oder Videomaterial auf eine speziell beschichtete Glasscheibe zu projektieren . Das Ungewöhnliche besteht darin, dass erstens diese Technik unabhängig vom Umgebungslicht funktionniert und zweitens die „Leinwand“ vollkommen transparent ist. Auf diese Weise kann der Besucher also weiterhin den „realen“ Ausblick beobachten, bekommt aber gleichzeitig die Vision des zukĂĽnftigen Stadtviertels als Animation ĂĽber die Realität ĂĽberlagert. Die Fassade wird dadurch zu einer dreidimensionalen Fotomontage.

Auf diese Weise erfährt der Besucher während seinem Aufenthalt im „Skip“ die gesamte Zeitspanne vom Grundstein der luxemburger Stahlindustrie bis zur Fertigstellung des neuen Stadtviertels. Der Pavillon wird zur „Zeitmaschine“.

 Die Fassaden stellen den Bezug zum Ort her, aus dem neutralen Pavillon wird ein Bauwerk das es dem Besucher ermöglcht die gesamte Evolution des Areals zu verstehen.

 Die gesamte Hauptnutzfläche des Pavillons besteht aus einem offenen Grossraum, in dem sich die Besucher frei bewegen und somit den Ausblick auf die Umgebung in seiner Gesamtheit erfahren. Die Nebenräume [Feuertreppe, Aufzug, Räume fĂĽr Technik und Klima, Sanitärbereiche, Lager, BĂĽro] befinden sich in den drei Baukörpern, die die Austellungsplatte durchdringen. Die sonstigen Funktionen [Cafeteria, Empfang, Shop] sind als offene Bereich in den eigentlichen Ausstellungsraum integriert.

 [Gestaltung]

Formal besticht das Gebäude durch seine einfach Geometrie, seine minmalistische Ästhetik. Die wenigen Materialien [Stahl, Glas, Holz] schaffen ein meditativer Ort, eine statischer Ruhepol in der Hektik eines Ortes der Veränderung. Das Gebäude soll durch seine zurückhaltende Gestaltung den Blick auf das Wesentliche lenken und trotzdem durch durch den Kontrast mit der Umgebung zum Eyecatcher werden.

 [Konstruktion]

Konstruktiv besteht das Gebäude aus einem modularen Stahlbausystem mit einem Achsmass von 4.20m. Ausgesteift wird die Konstruktion durch die drei massiven Baukörper, die den Trägerrost des Austellungsraumes druchdringen. Diese modulare Konstruktion ermöglicht es das Gebäude in Feldern von je 4.20 x 4.20m vorzufertigen und auch leicht zu demontieren und wieder an einem anderen Ort aufzubauen. Die Neutralität des eigentlichen Gebäudes kann auch einer nachhaltigen Nutzung zugute kommen, indem es möglich wird den Pavillon an einem anderen Ort anderswertig zu nutzen.

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